Grußwort
Mit dieser kleinen Schrift legt Herr Günter Reich eine bemerkenswerte Dokumentation über die 115-jährige Geschichte unseres evangelischen Posaunenchores in Eich vor. In meinem Grußwort möchte ich die Geschicke unseres Posaunenchores in den Rahmen der biblischen Tradition einbinden.
Die Geschichte der Posaunenchöre beginnt ziemlich nie-derschmetternd. Denn am Anfang war da das Missge-schick in Jericho. Als die Israeliten unter Führung Josuas in Kannan einmarschierten, da wollten sie zunächst die wehrhafte Stadt Jericho erobern. Aber mit Waffengewalt gelang es ihnen nicht. Ein Posaunenchor der sieben Tage lang um die Festung lief und die Hörner und Trompeten ertönen ließ, brachte die Mauer zum einstürzen. Was lernt daraus ein aufmerksamer Bibelleser? Posaunen sind ein gefährliches Instrument. Man muss maßvoll damit umgehen, sonst beginnen Mauern zu bröckeln.
Seit Jericho hat sich – Gott sei Dank – die Posaunenchorarbeit weiterentwickelt. Das war ja auch wohl notwendig, wenn man nicht hinterher immer wieder Aufbauarbeit leisten wollte.
Unser Posaunenchor steht in der Tradition dieser Weiterentwicklung. Denn erstens wird in der Regel im Sitzen gespielt und auch mal Piano – also leise. Und zweitens sind mir aus den letzten Jahrzehnten keine Einstürze bekannt. Der Posaunenchor ist also auf dem richtigen Weg. Allerdings: wenn irgendwann einmal eine konzertante Umgehung unserer Kirche mit Posaunenschall geplant würde, dann müsste der Kirchenvorstand wohl eingreifen. Das wäre vielleicht doch zu gefährlich – wie das Beispiel Jericho zeigt. Nun sind Posaunen und Trompeten Instrumente die auch ihre Tücken haben. Nicht regelmäßig geübt, kann schon mal der Ansatz daneben gehen und damit auch der Ton. Paulus kennt sich da sehr gut aus. Er vergleicht den undeutlichen Ton bei ungeübten Posaunisten mit der Zungenrede, die kein Mensch verstehen kann. Die spannende Frage die sich daraus ergibt, lautet: Warum kennt sich Paulus mit dem Posaunenspiel so gut aus? Weiß er es aus eigener Erfahrung, dann war er selbst Posaunist. Dann stehen alle Posaunenchöre bis auf den heutigen Tag in einer apostolischen Tradition – so wie der Papst! Dann würden sie sogar alle Posaunen- und Trompetenspieler mit dem römischen Oberhaupt auf gleicher Ebene stehen. Das wäre ja wohl eine Sensation. Posaunenchöre werden auf ewig Bestand haben. Sie werden nämlich nach Aussage der Bibel die letzte Zeit ankündigen. Wer also im Posaunenchor mitspielt, hat ein unvergängliches Hobby und ein himmlisches dazu! Im Matthäusevangelium steht dazu ein wunderschöner Satz. Da heißt es: „Er wird seine Engel senden mit hellen Posaunen, und sie werden seine Auserwählten sammeln von die vier Himmelsrichtungen, von einem Ende zum anderen.“ Dieser Satz Jesu zeigt übrigens auch die Richtung der Entwicklung unseres evangelischen Posaunenchores an: nämlich nicht niederzuschmettern, sondern aufzubauen und zu sammeln.
Dem evangelischen Posaunenchor wünsche ich für die Zukunft viel Luft und Lust zum Spielen und Menschen, die ihre Arbeit wertschätzen.
Ich wünsche ihm Mut, für laute und leise, alte und neue Töne.
Eich im Juli 2007 Markus Messerschmidt, Pfarrer
Vorstellung 115 Jahre Posaunenchor Eich in der evangelischen Kirche in Eich am Sonntag, 14.10.2007
Herr Pfarrer Messerschmidt, Aktive des Posaunen-chors Eich, verehrte Anwesende.
Ich habe heute die Ehre, die von mir erstellte Doku-mentation über 115 Jahre Posaunenchor Eich kurz vorzustellen. Es gab mehrere Gründe dafür, dass ich diese Dokumentation verfasst habe. Mein Vater hat bereits1933 im Posaunenchor mitgewirkt.
Auch ich habe einmal im Posaunenchor das Trom-petenspielen erlernt. Jedoch war wegen meines Schichtbetriebes bei der Deutschen Bundesbahn ein kontinuierliches Spielen für mich damals unmöglich. Der ausschlaggebende Grund war jedoch ein Artikel im Gemeindebrief „Gickel“, dass der Posaunenchor aus dem damaligen Kirchengesangsverein hervor-gegangen ist, was nicht stimmte. Ich sprach mit meinem Schulkamerad Richard Kemmeter, ob er bereit wäre mich bei dieser Dokumentation über die letzten 115 Jahre zu unter-stützen, damit diese Zeit nicht in Vergessenheit gerät. Wir beide sind die letzten, die noch über die Jahre ab 1947 Bescheid wissen. Bei meinen Recherchen bei ehemaligen Bläsern erlebte ich immer wieder, dass die vergangenen Jahre schnell vergessen und man sich nicht mehr erinnern konnte, ob es Nachfragen nach ihrer eigene Zeit beim Posaunenchor oder ob es sich um Ausflugsfahrten des Chors handelte. Eine weitere große Hilfe erhielt ich von Willi Bretzer, der über die Neuzeit viel berichten konnte. Pfarrer Messerschmidt übergab mir die Aufzeichnungen, die im ev Kirchenbuch über den Posaunen-chor niedergeschrieben waren. Nun konnte ich mit der Arbeit beginnen.
Nun in kurzen Worten die Geschichte des Chors.Die Gründung des Posaunenchors erfolgte im Jahr 1882 durch dem damaligen Pfarrer Kappesser. Er konnte jedoch nicht ahnen, dass dieser Chor eine bewegte und teils unruhige Geschichte erleben sollte.
Der erste Umbruch fand bereits 1897 statt. Pfarrer Kappesser ging nach Pfiffligheim. Es fand sich niemand, der diesen Chor weiterleitete. Dies dauerte bis zum Jahr 1932. Der damalige Pfarrer Höpfner gründete ein Bläserquartett, dem er selbst, Dr. Ernst Kappesser, sein Sohn Rudolf und Heinrich Vatter, angehörte. Dies hielt auch nur ein Jahr. Dr. Kappesser startete im Jahr 1933 einen Aufruf, um wieder einen größeren Posaunenchor zu gründen, was glückte. Außer Heinrich Vatter und Rudolf Kappesser, kamen folgende neue Bläser dazu. Dies waren Otto Eipp, Adam Kraft, Friedrich Pfeiffer, Rudolf Reich, Philipp Reich, Adam Reich 5. Friedrich Rieß, Ernst Sauder, Rudolf und Valentin Schmitt. Leider wurde mit Beginn des 2. Weltkrieges die Chortätigkeit unterbrochen. Der Neuanfang mit den frühern Bläsern begann nach Kriegsende, wobei einige Bläser aus gesundheitsgründen nicht mehr weitermachen konnten. Der erste junge Bläser kam im Jahre 1947 hinzu. Es war Richard Kemmeter. Nach 4 Wochen folgte ich. Angelernt wurden wir von Friedrich Pfeiffer. Weitere Bläser kamen hinzu und so konnte der Chor immer sein Können unter Beweis stellen.
Der zweite große Umbruch für den Chor war der Tod des Dirigenten Dr. Kappesser. So lange ich dabei war und darüber hinaus gab es immer zwischen Dr. Kappesser und Pfarrer Wegner größere Dispute wegen einer Mitgliedschaft im Posaunenwerk. Pfarrer Wegner wollte, dass der Chor dort Mitglied werden müsste, was Dr. Kappesser jedes Mal ablehnte mit der Begründung, dass man auch ohne Mitgliedschaft bei allen kirchlichen Festen mitwirken konnte. Nach dem Tod wurde durch Pfarrer Wegner diese Mitgliedschaft einfach getätigt, was zu einer großen Unruhe innerhalb der Bläser führte. Es kam so weit, dass fast alle älteren Bläser austraten. Damit war der Chor nicht mehr in der Lage aufzutreten. Nun begann erneut die Suche nach jungen Bläsern, die sich bis heute fortsetzt.
Alles weiter ist in der Dokumentation nachzulesen.
Ich verbinde mit meiner Dokumentation die Hoffnung, auf einen noch lange bestehenden Posaunenchor.
Zum Schluss möchte ich mich noch herzlich bei Herrn Pfarrer Messerschmidt bedanken für die Überlassung der Unterlagen aus dem Kirchenarchiv.
Ein weiters herzliche Dankeschön an meinen Schul-kamerad Richard Kemmeter für seine Unterstützung in Form von Anekdoten aus früherer Zeit.
Der gleiche Dank gilt Willi Bretzer, der mir seine Aufzeichnungen aus der Neuzeit überlassen hatte.
Auch danke ich allen Anwesenden für ihre Aufmerksamkeit